Schräge Bänder – ich steh auf dem Schlauch …

Wer gerne handarbeitet oder textiles Gestalten in der Schule hatte, kommt früher oder später mit einem Schrägband in Kontakt. Man nutzt es für Einfassungen, bei der Tischdecke sowohl wie beim Turnschuh. Der Clou beim Schrägband: Kette und Schuss verlaufen nicht senkrecht und waagerecht, sondern schräg, meist ziemlich genau 45° zur Gewebekante. Warum ? Durch diese Anordnung kann das Schrägband nicht ausfransen. Übrigens, Krawatten sind aus einem ähnlichen Grund so gestaltet, und deswegen verlaufen die Muster in der Regel schräg.

Wer nur ein kurzes Stück Schrägband benötigt, schneidet es sich aus einem normalen Stück Stoff selbst. Es bleibt halt viel Abfall übrig. Im industriellen Maßstab viel zu teuer. Die Lösung ? Ist etwas kompliziert, man muss ein wenig um die Ecke denken. Statt eines normalen Gewebes webt man – einen Schlauch. Dies geht nicht auf einem modernen Luft- oder Greiferwebstuhl, sondern nur auf einem klassischen Schützenwebstuhl, wo der Schütze hin- und herlaufen kann. In diesem Schlauch sind Kette und Schuss noch normal angeordnet. Wenn man jetzt diesen Schlauch „schält“, sprich ihn in einer diagonalen Spirale aufschneidet, erhält man eine Gewebebahn, wo Kette und Schuss in 45° verlaufen. Hieraus kann man nun die Schrägbänder schneiden – ohne Abfall.

Als eine der letzten Webereien in Europa verfügt unsere Schwesterfirma Cord & Velveton noch über Schützenstühle verschiedener Breiten. Und wir bei Kindermann haben als eine der wenigen Veredlungen in Europa noch die Möglichkeit, Schlauchgewebe zu färben und auszurüsten. Aufgeschnitten wird der Schlauch dann wiederum bei Cord & Velveton.

Der Einsatz von Schräggeweben und Schrägbändern ist mannigfaltig – Keilriemen, Einlagestoffe, textile Verstärkungen, Bänder – um nur einige zu nennen.